Pfaffendorf (Brandenburg) – 1,1 Millionen Hektar, 37 Prozent der Landesfläche. Zugegeben, es gibt viel Wald im eher dünn besiedelten Brandenburg. Für zwei Väter, die Urlaub in der Region machten, offenbar etwas zu viel.
Nachts um 1.30 Uhr erreichte die Freiwillige Feuerwehr von Pfaffendorf im Landkreis Oder-Spree ein verzweifelter Anruf. Zwei Väter und ihre Kinder (ein Junge, ein Mädchen) hatten sich bei einer Radtour im Wald verirrt, wussten nicht mehr vor noch zurück. Mit ihrem Notruf landeten die Väter bei der Leitstelle der Feuerwehr in Frankfurt (Oder), die wiederum klingelte den örtlichen Gemeindewehrführer Ernst Nagel aus dem Schlaf.
Seit Einbruch der Dunkelheit im Wald herumgeirrt
Wehrführer Nagel berichtet: „Wir haben dann die Information bekommen, dass die beiden Erwachsenen mit den Kindern schon seit Einbruch der Dunkelheit im Wald umherirren. Sie haben komplett die Orientierung verloren.“
Ein Helfer bringt die Räder zu den Geretteten, die in der Feuerwache Pfaffendorf warten
Foto: BLP / Sappeck
Nagel trommelte fix seine Freiwilligen zusammen und machte sich in einem Feuerwehrauto auf die Suche. Ein Glück für die Helfer: „Die Standortdaten wurden durch den Handyanruf des Vaters der Leitstelle direkt übermittelt.“ Und landeten dann auf dem Navigationsgerät im Feuerwehrauto, das durch die Nacht brauste: „So konnten wir relativ genau ermitteln, wo die Vermissten sind.“
Trotzdem war es gar nicht so einfach, zu den Verirrten zu gelangen. Denn Waldwege werden vom Navigationsgerät oft übersprungen oder nicht angezeigt.
Es ist stockdunkel und dann kommt die Müdigkeit
Wehrführer Nagel aber kennt sich in seinem Wald bestens aus, dirigierte die Retter durch die Dunkelheit.
Über die Bundesstraße 168 fuhr er in das Gebiet zwischen den Orten Beeskow und Storkow. Von dort bog er rechts in einen Waldweg, ein. „Von da“, sagt Nagel, „war es fast ein Kinderspiel.“ Der erfahrene Feuerwehrmann: „Nur etwa 1,5 Kilometer weiter im Wald fanden wir die beiden Männer mit ihren Kindern. Sie waren auf drei Rädern und mit einem Radanhänger unterwegs.“
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Nagel versteht gut, dass man sich im Wald verirren kann. „Man hat keine Orientierung mehr. Es ist stockfinster. Der Mond ist im Moment eine Sichel, gibt praktisch kein Licht nachts. Und dazu kommt dann irgendwann die Müdigkeit.“
Und weiter: „Die Vermissten waren heilfroh und dankbar, dass wir sie geortet haben. Wir haben sie in die Wache in Pfaffendorf gebracht. Erschöpft, aber nicht gesundheitlich beeinträchtigt.“
Urlauber auf dem Rückweg von der Dämmerung überrascht
Bei den Vätern und den Kindern handelt es sich laut Nagel um Urlauber. Ihr Ferienquartier liegt in Groß-Lindow. Von dort seien sie am Tag gestartet, über Bad Saarow und Beeskow gefahren. Durch den Wald. Auf dem Rückweg wurden sie offenbar von der Dämmerung überrascht. Ob sie nicht in der Lage waren, per Handy zu navigieren, ist nicht bekannt.
„Immer geradeaus laufen“, rät die Feuerwehr
Feuerwehrchef Nagel: „Es ist nicht leicht, in so einer Situation die Nerven zu behalten, wenn man keine Orientierung im Dunkeln mehr hat. Eigentlich kann ich nur den Rat geben: immer geradeaus laufen. Auch in Brandenburg kommt irgendwann eine Straße, eine Siedlung.“
Er hat aber volles Verständnis für die erschöpften Radler: „Das ist unheimlich, da wird einem schon mulmig irgendwann. Auch mit den Kindern. Es gibt ja auch Wölfe im Wald. Also es war gut, dass sie den Notruf gewählt haben.“
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